GUTRECTOMY + CASTIEL + PRECIOUS (29.11.25)

Der Abend in der Goldgrube Kassel begann schon vor dem ersten Ton mit einer Änderung: Throwback aus Österreich mussten kurzfristig krankheitsbedingt absagen. Spontanen Ersatz gab es allerdings aus der Stadt selbst – die Kasseler Precious sprangen ein und lieferten ihren vermutlich bisher größten Auftritt, obwohl sie noch keinerlei Veröffentlichungen draußen haben. Am 13.12.25 erscheint erst ihr erstes Demotape auf Bandcamp, das man sich kostenlos herunterladen kann. Wiedererkannt habe ich sofort Julian Göttlich, den ich noch als Sänger von Repressed im Kopf hatte. Sein markantes Screaming ist definitiv das Highlight des sehr kurzen, etwa 15-minütigen Sets. Musikalisch bewegte sich Precious in einer Mischung aus Hardcore und Slam – roh, aber mit Energie. Für eine Band ohne Releases war das Set vollkommen in Ordnung und ein guter Einblick, wohin sie sich entwickeln könnten.

Als zweite Band spielten Castiel aus Österreich. Die Crew – Georg (Bass), Max (Gitarre), Paul (Gitarre), Chris (Drums) – hatte über 9 ½ Stunden Anreise hinter sich, aber man merkte ihnen keine Müdigkeit an. Stilistisch servierten sie einen Mix aus Downtempo, Slam und Deathcore, schwer, zäh, mit Breakdowns, die direkt in den Magen gehen. Die Band hat bisher eine EP und einige Singles draußen, aber live wirken sie deutlich massiver und dunkler als auf Platte.

Headliner waren Gutrectomy aus Lörrach (seit 2011 aktiv). Die Band besteht aktuell aus Phil (Gitarre), Dennis (Gesang), Louis (Bass) und Julien (Drums), wobei Julien erst seit einem halben Jahr dabei ist. Musikalisch blieb nichts auf einem Haufen: Brutal Slam, Deathcore, Hardcore-Parts und sogar technoartige Einlagen mischten sich zu einem absolut wilden Set. Dazu kam ein sehr eigener Humor – inklusive Luftballons und Luftschlangen, die zwischendurch durchs Publikum flogen. Die Fans feierten es, für mich war es allerdings eher irritierend. Vorne konnte ich irgendwann nicht mehr fotografieren, denn die Crowd wurde zunehmend unberechenbar. Es gab sogar eine Wall of Death, bei der sich das Publikum in zwei Hälften teilte und anschließend aufeinander zurannte. Zudem wurde an mehreren Stellen der typische Hardcore-Tanz ausgepackt: Ich sah Fans, die beim Windmilling ihre Arme wie rotierende Windmühlen durch die Luft wirbelten. Andere legten den klassischen Two-Step hin, also diesen schnellen, hüpfenden Tanzschritt, der immer während der Breakdowns entsteht. Einige gingen in Richtung Crowdkilling, indem sie extrem weite und harte Bewegungen direkt am Rand der Crowd ausführten. Wieder andere zeigten Floorpunching, bei dem sie im Takt auf den Boden einschlugen, und zwischendurch flogen auch vereinzelte High-Kicks, bei denen Tritte weit über Kopfhöhe ausgeteilt werden. Kurz gesagt: Die volle Hardcore-Choreografie

Fazit

Für viele war es ein gelungener Abend – energiegeladen, chaotisch, laut. Für mich persönlich war es allerdings das erste Konzert überhaupt, bei dem ich früher gegangen bin. Musikalisch war mir das Ganze letztlich zu durcheinander, und die Mischung aus heftigem Publikumsverhalten, Humor-Einlagen und Lärm führte dazu, dass ich irgendwann einfach raus musste.

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