Mit ihrer „NOT AFRAID TOUR 2025“ verschlug es CHAOSBAY zum fünften Mal in die Goldgrube Kassel und es war schon lange im Vorfeld ausverkauft. Supported wurden sie durch SENNA und COLD CULTURE, die auch gleich den Anfang machten. Cold Culture ist eine sehr frische, neue Band aus Kopenhagen/Dänemark. Die 2023 mit ihrer Debüt-EP „Afterthoughts“ erschienen sind und eine Mischung aus elektronischen Metalcore-Elementen mit eingängigen Pop-Hooks, schnellen Riffs und träumerischen Clean-Passagen kombinieren. Ihr Auftritt war mehr als Überzeugend. Sie konnten die Zuschauer sofort für sich gewinnen und zum Mitsingen bewegen. Ihre Verschmelzung der unterschiedlichen Stile mit modernen Keyboardeinlagen gefiel mir sofort und der Keyboarder hatte zur Unterstützung eine zusätzliche Basstrommel bei sich stehen. Ein mehr als gelungener Auftakt.
Es war einer dieser Abende, an denen die Spannung einfach in der Luft lag und sich der Club in ein Klanglabor aus Energie, Emotion und Hingabe verwandelte. Die experimentierfreudigen Senna aus Mannheim, auch eine vergleichsweise junge Formation, die seit 2021 ihren Sound zwischen poppiger Eingängigkeit und kraftvollem Metalcore ausloten. Ihr Name – arabisch für Helligkeit, Glanz und Glühen – könnte kaum besser gewählt sein, denn genau das strahlten sie an diesem Abend aus. Mit Songs aus ihrer EP „A Moment Of Quiet“(2022) und dem aktuellen Release „Stranger To Love“(23.5.2025) gelang es ihnen, Momente stiller Intensität mit hymnischer Wucht zu verbinden. Leider ist der Sänger und Gitarrist Simon Masdjedi kürzlich am 6.9. aus privaten Gründen aus der Band ausgestiegen, so das Marcel Dürr die kompletten Gesangspart übernimmt. Tobias Stulz an der Gitarre, am Bass Fabian Cattarius und das Schlagzeug wurde von Leon Dorn verdroschen. Bereits beim ersten Song wurde klar: Hier geht es weniger um brutale Härte als um Eingängigkeit und Atmosphäre. Die cleanen Gesangspassagen dominierten das Set, wobei mich der Sänger sowieso die ganze Zeit an Chris Cornell erinnerte. Das Publikum taute merklich auf, aber es fehlten etwas die Überraschungsmomente – die Songstrukturen waren recht vorhersehbar-, doch das wurde durch Spielfreude und Enthuisasmus wettgemacht.
Und dann kam Chaosbay, wenn Musik zur Naturgewalt wird. Was ein Kontrast, was für eine Energie! Chaosbay sind einfach eine absolute Liveband – die Wucht, die sie live präsentieren ist wie eine imense Druckwelle, wie ein Sturm, der über dich hinwegfegt. Jan Listing wechselte mühelos zwischen brachialen Shouts, klarem Gesang und Gitarrenarbeit, während Alexander Langer an der Gitarre und Matthias Heising am Bass ihre Riffs wie Wellen durch die Menge schickten. Patrick Bernarth am Schlagzeig war das pulsierende Herz des Ganzen. So tight und präzise, dass es fast unheimlich war. Die Songs entfesselten ein Wechselspiel aus brutaler Härte, technischer Präzision und geradezu hymnischen Refrains, die das Publikum zum kollektiven Mitsingen animierte. Bei „Maniac In The Mirror“ sollten wir alle das „Maniac“ wiederholen oder das wohoo bei „All This Beauty Can’t Be Real“, wobei die meisten Refrains eh lauthals mitgesungen wurden. Der Saal bebte vom Mitspringen und es gab von Jan angewiesene Zirkelpits um die berühmte Säule in der Grube sowie Wall Of Death. Ohne aktuelle LP im Gepäck hatten sie Freiheit zur Songauswahl und so gab es das ältere „Soldiers“, dass die Band damals wieder zusammenschweißte, sowie der meistgewünschte Song bei einer Facebook Umfrage: 2 Billion. Zudem mochte Jan nicht oft genug sagen, wie wichtig es ist in Frieden zu leben und wir keinen weiteren Krieg zulassen dürfen. Die Zeit verran viel zu schnell und es war klar, dass sie um eine Zugabe nicht herumkommen werden, auch wenn die Hose von Alex den Ansprüchen nicht standhielt. Einfach mal wieder ganz, ganz großes Kino was die vier Musiker live abliefern. Nächstes Jahr bitte wieder.